Fußschmeichler: Rosa Prima Ballerinas

In meinem früheren Leben, das sich wolllos abspielte, war meine Vorstellung von Filzpatschen sehr rustikal. Mit Assoziationen verknüpft, die wiederum mit Ökolook, langweilig und farblos am ehesten wiedergegeben werden können. Niemals hätte ich auch nur in Erwägung gezogen mir solche Dinger zu kaufen, geschweige denn sie selber zu machen. Abgesehen davon, dass ich keinen blassen Schimmer gehabt hätte, wie. Und das, obwohl ich zur Kategorie Homo homini Eiszapfen gehöre. Zeitlebens. Umso mehr stieß die Bitte meines Mannes ihm doch bitte Filzpantoffeln zu machen auf taube Ohren. Das war allerdings schon zu einer Zeit in der ich zumindest wusste, wie Filzkugeln angefertigt werden. Das war jedoch mein einziges Filzwissen, weshalb ich einen langen kalten Winter lang Schafwollkugeln rollte. Warum? Frag ich mich rückblickend auch…

Vom Wollhaufen zu Yeti-Patschen
Jedenfalls weigerte ich mich standhaft, schließlich sprechen wir noch dazu von Schuhgröße 45! Mein Widerstand fiel am Tag der SteirerInnen (aka Steirerfest) am Wiener Rathausplatz. Als er ein Filzpantoffelstandl entdeckte. Fein, dachte ich, endlich kommt er zur Vernunft und kauft sich welche. Papperlapapp, sage ich heute. Keine fünf Minuten später stand ich auf der Teilnehmerliste für einen Patschenfilzkurs – in der schönen grünen Mark. Was das alles nun mit rosafarbenen Prima Ballerinas zu tun hat? Geduld. Nur so viel sei noch gesagt: mein Filzfeuer loderte wieder auf, weil ich doch tatsächlich mit Hilfe der Kursleiterinnen aus 350 Gramm Bergschafwolle dicke, feste Yeti-Latschen anfertigen konnte. Wer braucht schon Filzkugeln?! Das war einfach unglaublich – und ist es noch heute, wenn aus Wollbergen Filzprodukte entstehen! Mein Muskelkater dauerte übrigens zwei Tage an. Patschen filzen ist nämlich kein Honiglecken, sondern Schwerstarbeit und für mich der vermutlich größte Liebesbeweis aller Zeiten. Ich rufe in Erinnerung: Schuhgröße 45! Und mein Mann liebt diese Dinger (sonst wären wir sogleich geschiedene Leute gewesen) – die mittlerweile drei Jahre alt sind und sich immer noch nicht durchgelaufen haben. Ich rufe abermals in Erinnerung: wir sprechen von 350 Gramm Wolle. Ach ja, die rosa Prima Ballerinas… Die sind wiederum ein Liebesbeweis an mich.

 

Bunt und wohlgeformt: Ökolook war gestern
Ich wollte nämlich besondere Füßewärmer und nichts Alltägliches. Daher wählte ich die Zutaten sehr sorgfältig aus und auch die Form: rosa-melierte Neuseelandwolle, schneeweiße Kapmerino (eine Hommage an die Yetipatschen) und beim Lederhändler meines Vertrauens den passenden Sohlenbelag, dazu eine Skizze, die entfernt an unbequeme, Schwielen und Blasen verursachende Ballettschühchen erinnert. Ohne viel weitere Worte zu verlieren, weil Bilder ja mehr sagen als blablabla, hier das Ergebnis in all seiner Pracht. Sind sie nicht wunderhübschest? Und noch dazu kuschelig, weich, anschmiegsam und die süßesten Filzpatschen, die jemals meine Füße wärmen durften. Und auch diesmal wieder, das haben sie mit den grau-melierten 0815-Yetidingern gemeinsam, war ich ganz hin und weg davon, dass ich doch tatsächlich Schuhe anfertigen kann. Nun gut, nicht aus Leder, aber in einer uralten Handwerkskunst, die Generationen überdauerte und obwohl im Orchideenstatus befindlich wieder gelehrt wird. Danke an dieser Stelle an die steirischen Filzfrauen! Der Kurs war eine Bereicherung für mein Leben. Und ein nachhaltiger Genuss für meine zwei südlichen Kältepole…







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